Ursachen der Kinderlosigkeit

Warum klappt es gerade bei uns mit dem Kinderkriegen nicht?

Sie sind nicht allein. Experten schätzen, dass jedes sechste Paar ungewollt kinderlos bleibt. Als Folge des gesellschaftlichen Wandels hat sich die Familienplanung verändert: Das Vorziehen der beruflichen Karriere führt dazu, dass das durchschnittliche Alter der Erstgebärenden mittlerweile bei 30 Jahren liegt und weiter steigt. Ab dem 30. Lebensjahr nimmt jedoch die Fruchtbarkeit der Frau bereits langsam ab. Hinzu kommen Belastungen durch Umwelt und Beruf.

Woran kann es liegen?

Von ungewollter Kinderlosigkeit spricht man, wenn nach zwei Jahren Geschlechtsverkehr ohne Verhütung keine Schwangerschaft eingetreten ist. Die Gründe dafür können bei beiden Partnern liegen. Bei der Frau kommen als Hauptursachen Verschlüsse der Eileiter, Störungen des Hormonhaushaltes und Endometriose in Frage.

Beim Mann ist die Qualität der Samenzellen für den Eintritt einer Schwangerschaft entscheidend.

Gelegentlich lassen sich weder bei Frau noch bei dem Mann Gründe für die Kinderlosigkeit finden. Man spricht dann von idiopathischer Infertilität.

Beim Mann

Beim Mann kann die Fruchtbarkeit zum Teil stark eingeschränkt sein, ohne dass dies für den Betroffenen erkennbar ist.

Besonders wichtig:

Der Mann sollte schon frühzeitig die Samenqualität untersuchen lassen. Spermiogramme werden meist von Andrologen und auch Urologen erstellt. Bei uns können Sie selbstverständlich ebenfalls Spermiogramme erstellen lassen.

Vor der Untersuchung einer Samenprobe sollte der Mann eine sexuelle Karenzzeit von 3-5 Tagen einhalten. Die Spermien werden durch Masturbation gewonnen und im Anschluss unter dem Mikroskop untersucht. Dabei entsteht ein Spermiogramm, das über den weiteren Verlauf der Therapie entscheidet.

Qualität der Samenzellen

Bei der Beurteilung der Samenqualität spielen drei Parameter eine Rolle:

  • die Konzentration der Samenzellen

  • ihre Beweglichkeit

  • ihre Morphologie (d. h. ihre Form)

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Grenzwerte für eine normale Samenqualität definiert:

  • Konzentration: >15 Millionen/ml, Gesamtspermien <39 Mio

  • Beweglichkeit: >32 Prozent

  • Morphologie: >4 Prozent normal geformte Spermien

  • Volumen: 1,5ml

Ein leichtes Unterschreiten eines oder mehrerer dieser Werte bedeutet aber nicht, dass der Mann zeugungsunfähig ist. Er wird dann als „eingeschränkt zeugungsfähig“ angesehen. Das kann bedeuten, dass es einfach nur etwas länger dauert, bis eine Schwangerschaft bei der Partnerin eintritt. Je schlechter die Samenqualität aber im Vergleich mit den Grenzwerten ist, desto unwahrscheinlicher wird es, dass (bei einer gesunden Partnerin) eine spontane Schwangerschaft eintritt.

In einzelnen Fällen fehlen Spermien in der Samenflüssigkeit völlig. In diesem Fall muss eine entsprechend urologisch-andrologische Einrichtung klären, ob hier eventuell durch Gewinnung einer kleinen Gewebeprobe aus dem Hoden eine IVF-Behandlung möglich ist (MESA/TESE).

Bei der Frau

Tubenverschluss

Pathologische Keime (z.B. Chlamydien) können durch die Scheide auch in die Gebärmutter und die Eileiter gelangen. Normalerweise wird das durch das Immunsystem verhindert. Manchmal reicht dieser Abwehrmechanismus nicht aus und es kommt zu einer aufsteigenden Infektion, die eine Eileiterentzündung nach sich ziehen kann. Durch diese Entzündung kann es zu Verklebungen im Eileiter kommen, die Eizelle kann dann nicht mehr in die Gebärmutter gelangen. Der Tubenverschluss ist die klassische Indikation für eine künstliche Befruchtung, da durch die Punktion der Eizellen und anschließendem Transfer der Embryonen in die Gebärmutter die Passage durch den Eileiter umgangen wird.

Störungen des Hormonhaushaltes

Hormonelle Störungen sind eine häufige Ursache ungewollter Kinderlosigkeit bei der Frau. Oft äußern sie sich in Störungen oder Unregelmäßigkeiten des Monatszyklus, der verkürzt oder verlängert sein kann oder ganz ausbleibt.

Das Spektrum möglicher Hormonstörungen ist breit und wird im Einzelfall durch Messungen der Hormonkonzentrationen im Verlaufe des Zyklus bestimmt.

Sehr häufig ist das sogenannte PCO-Syndrom (PCO = polycystische Ovarien). Dabei ist die Konzentration des Hormons LH und männlicher Hormone erhöht. Außerdem bilden beide Eierstöcke sehr viele unreife Eibläschen, wobei aber letztlich keine Eizelle zum Eisprung kommt. Das PCO-Syndrom äußert sich oft in Zyklusstörungen bis hin zum gänzlichen Ausbleiben der Periode. Oft weisen die betroffenen Frauen auch ein männliches Behaarungsmuster auf.

Endometriose

Bei der Endometriose siedeln sich Zellen der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) außerhalb der Gebärmutter an. Diese „Endometrium-nester“ verhalten sich im Monatszyklus genau wie die Gebärmutterschleimhaut, d. h. auch sie bauen eine Schleimhaut auf, die dann während der Regelblutung ebenfalls abblutet.

Endometriosen kommen sehr häufig vor. Leichte Formen bleiben oft unbemerkt und beeinflussen die Fruchtbarkeit vermutlich nicht. Man nimmt an, dass schwerere Formen die Chance schwanger zu werden beeinflussen können. Dabei kommt es zu anatomischen Veränderungen und das Milieu der Bauchhöhlenflüssigkeit wird verändert.

Behandlungsmöglichkeiten

Bei der Behandlung der ungewollten Kinderlosigkeit gibt es je nach Ursache unterschiedliche Methoden, die unterschiedlich aufwäendig sind. Dabei muss zunächst gar nicht unbedingt eine Befruchtung von Eizellen außerhalb des Körpers (In-vitro-Fertilisation) zur Anwendung kommen. Auch Methoden wie Geschlechtsverkehr zum Eisprung oder intrauterine Inseminationen sind unter Umständen Erfolg versprechend. Oftmals ist allerdings eine In-vitro-Fertilisation notwendig. Die Behandlung der Frau gliedert sich hierbei in Hormontherapie, Eizellgewinnung und Embryotransfer.

Abhängig von der Spermienqualität des Mannes müssen unterschiedliche Techniken angewendet werden, um die Eizellen zu befruchten: die konventionelle IVF bei normaler oder schwach eingeschränkter Spermienqualität und die ICSI bei stark eingeschränkter Spermienqualität. Bei Männern, die keine Samenzellen in der Samenflüssigkeit haben, können durch MESA/TESE unter Umständen ICSI-fähige Spermien gewonnen werden.